Seit 1966 gibt es in Deutschland keine ins Sortenregister eingetragene Linsensorte mehr (Stand Juli 2019). Die letzten eingetragenen Sorten wurden von Pflanzenzüchter Fritz Späth selektiert. Da der Linsenanbau in Deutschland in den 60ern zum Erliegen kam, verschwanden auch diese Sorten. Heute werden sowohl in Deutschland, als auch in der Schweiz, vor allem die dunkelgrün marmorierte Linse angebaut. Diese wurde bereits in den 80ern aus der Region Puy de Dôme in der Auvergne, Frankreich eingeführt. Der Name Puy Linse ist eine geschützten Herkunftsbezeichnung, die nur Linsen der Sorte Anicia tragen dürfen, die auch wirklich aus der Auvergne stammen. Deshalb wird diese Linse aus anderen Anbaugebieten als Anicia, dunkelgrün marmorierte oder französische Linse gehandelt. Auch die kleine Schwarze wird in Deutschland angebaut. Aufgrund der Ähnlichkeit mit schwarzem Kaviar wird diese auch Kaviar- oder Belugalinse genannt.
Insgesamt befinden sich 449 Linsen verschiedener Herkunft in der Genbank in Gatersleben. Zwölf davon sind ursprünglich aus
Deutschland (Stand Juli 2019). Zwei davon, die Späths Alblinse I und II, galten zunächst für ausgestorben. Erst 2006 wurden
diese in der Genbank des Wawilow Instituts in St. Petersburg (Russland) wiedergefunden. Somit gelangten Späths Alblinse I und
Späths Alblinse II nach aufwändiger Vermehrung wieder nach Deutschland in den Anbau (Stephan & Mammel, 2013).
Linsen werden meist nachgebaut, d.h. das Erntegut des Vorjahres wird gründlich gereinigt und im nächsten Jahr wieder
angesät. Durch mehrjährigen Nachbau kann es zu genetischer Drift kommen, durch die sich die Sorte an die lokalen
Umweltbedingungen anpasst (Horneburg & Becker, 2008).
Literatur:
Horneburg B, Becker HC. 2008. Crop Adaptation in On-Farm Management by Natural and Conscious Selection: A Case Study with Lentil. Crop science 48: 203–212.
Stephan T, Mammel W 2013. Linsen von der Schwäbischen Alb - Bilder, Geschichten, Rezepte.